Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg

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2. Projektphase

DFG-Projekt „Peergroups und schulische Selektion - Ein Rück- und Ausblick

Erste Hinweise auf das Zusammenspiel der Einbindung von Elfjährigen sowie den kulturellen Praxen im schulischen und außerschulischen Gleichaltrigenkontexten und dem Verlauf von erfolgreichen bzw. weniger erfolgreichen schulischen Bildungsbiographien liefern die aus einer nunmehr dreijährigen Forschungstätigkeit resultierenden Befunde des Projektes „Peergroups und schulische Selektion“, welches seit Juni 2005 unter der Leitung von Prof. H.-H. Krüger am Zentrum für Schul- und Bildungsforschung der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg als Teilprojekt des Forschungsverbundes „Mikroprozesse schulischer Selektion bei Kindern und Jugendlichen“ läuft. In diesem Zeitraum wurden im Anschluss an die Umsetzung des multimethodischen Designs, bestehend aus der Erhebung und Auswertung von qualitativen Interviews, Gruppendiskussionen und ethnographischen Beobachtungen, acht Fallporträts erstellt, die das Interdependenzverhältnis der individuellen und kollektiven Orientierungen der befragten Kinder und ihrer Peers fassen und sich auf die Themenbereiche Schule, Peers, Freizeit und Familie beziehen. Diese Fallporträts stellen die Grundlage für die erfolgte Musterbildung als zentrales Projektergebnis dar: 1. Bildung als Distinktion in Schule und Peerwelt, 2. aufstiegsorientierte Bildungsorientierungen in Schule und sportlicher Peerwelt, 3. höhere schulische Bildungsorientierungen und Peers als Gegenwelt, 4. pragmatische schulische Bildungsorientierungen und Peers als Parallelwelt, 5. bildungsferne schulische Orientierungen und Peers als Risikopotential. Mit dieser komplexen Musterbildung ist es möglich, zum Ersten die Bedeutung der Peers auf einer Beziehungsebene zu fassen, da die Reziprozität bzw. Qualität der Freundschaftsbeziehungen über die verschiedenen Materialien in den Blick kommt und zum Zweiten lässt sich eine Bedeutsamkeit der Peers auf der Ebene der habituellen Orientierungen feststellen, die entweder in einem passförmigen oder divergenten Verhältnis stehen und dementsprechend im Zusammenhang mit dem Verlauf der schulischen Bildungsbiographie zu setzen sind. Die skizzierte Typologie und die Fallporträts sind dem Band „Kinder und ihre Peers“ zu entnehmen. Diese Publikation enthält darüber hinaus Beiträge, die übergreifende Fragen zu den Mikroprozessen sozialer Ungleichheit an der Schnittstelle von Schule und Peerkontext, zu geschlechtsspezifischen Praxen im Umgang mit Schule und in der Peerkultur oder zu den Bildungsverläufen und Peerkontexten von Kindern mit migrationshintergrund diskutieren.
Ziel der zweiten Laufzeit, die wieder zwei Jahre umfasst und somit im Juni 2009 abgeschlossen sein wird, ist die Realisierung des qualitativen Längsschnittes. Bereits beendet wurde die Replikation der quantitativen Vorstudie, welche der Wiederherstellung des Kontaktes und der Aktualisierung einiger zentraler Rahmendaten zu den betreffenden nun 13-jährigen Schülerinnen und Schüler diente. Zudem erfolgten im Frühjahr 2008 die Erhebungen der qualitativen Hauptstudie. Rund 60 narrative Interviews mit den Mädchen und Jungen der ersten Welle und ihren engsten Freundinnen bzw. Freunden wurden geführt. Daran schlossen die ethnographischen Beobachtungen und Gruppendiskussionen im Peerkontext der zehn Kinder an, die unsere zentralen Ankerfälle bilden und auf welche sich die erwähnten Fallporträts beziehen. Derzeit und in der verbleibenden Projektlaufzeit wird das gewonnene Datenmaterial wieder mit der dokumentarischen Methode ausgewertet. Erneut werden Fallporträts zu den Interviews und Gruppendiskussionen verfasst, in denen die individuellen sowie kollektiven Orientierungen zu den Bereichen Peers, Freizeit, Schule und Familie herausgearbeitet werden. Ausgehend von dem Passungsverhältnis der individuellen und kollektiven Orientierungen wird eine weitere Typologie generiert. Entsprechend der Längsschnittperspektive werden die nun vorhandenen Typologien, welche zu zwei Zeitpunkten entwickelt wurden miteinander trianguliert. Mit diesem Vergleich können fundierte Aussagen zum Interdependenzverhältnis der Peereinbindung und dem Verlauf der schulischen Bildungsbiographie auf der Mikroebene getroffen werden

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