Fotoausstellung "Die Jugend der anderen"
Katalog zur Ausstellung
Fotografien aus dem Jugendwerkhof Crimmitschau 1982/83
Vor genau 90 Jahren wurde die bedarfsweise Unterbringung von Kindern und Jugendlichen in einem Erziehungsheim gesetzlich geregelte, öffentliche Angelegenheit. Seit 90 Jahren bürgt das Recht eines jeden Kindes auf Erziehung beim Verlust privater Erziehung in der Herkunftsfamilie für die bestmögliche Ersatzerziehung in einer dafür vorgesehenen Einrichtung. In diesen 90 Jahren wurden Kinder und Jugendliche in Erziehungsheimen wiederholt und systematisch zu Zeugen und Opfern von Ausbeutung und Missbrauch, Erniedrigung und Willkür. Auf Unterstützung oder gar Hilfe „von draußen“ brauchte kaum eines der Heimkinder zu hoffen. „Da drinnen“ landete der offiziellen wie der öffentlichen Meinung nach schließlich nur, wer ernsthaft gegen soziale Regeln verstoßen hatte. So haftet bis heute den in Erziehungsheimen untergebrachten Kindern und Jugendlichen immer auch der Fremdgeruch von Schuldhaftigkeit an - ohne Grund kein Heim. Darin unterschieden sich die Blicke und Nasen „der Übrigen“ zu keiner Zeit, weder in der Weimarer Republik noch in der DDR, weder unter dem Hakenkreuz noch im westlichen Nachkriegsdeutschland.
Den Blick „von draußen“ auf die Menschen in einem dieser Heime suchte vor über 30 Jahren eine junge Studentin der Fotografie der Hochschule für Grafik und Buchkunst in Leipzig. Christiane Eisler ging mit der Kamera in eines der Spezialheime der DDR, deren Zweck die Umerziehung schwererziehbarer Jugendlicher vorsah.
Katalogfoto 2
Im Jugendwerkhof Crimmitschau begleitete Christiane Eisler über fünf Monate die dort untergebrachten jungen Frauen und Mädchen: auf dem Flur, beim Essen, bei der Dreischichtarbeit im Volltuchwerk Crimmitschau, im Gruppenraum, im Schlafsaal. 30 Jahre später sprach die Journalistin Gundula Lasch mit den ehemaligen Insassinnen dieses Jugendwerkhofs. Gemeinsam mit Christiane Eisler realisierte sie das Foto- und Interviewprojekt Die Jugend der anderen, welches im Hans-Ahrbeck-Haus (Haus 31) der Franckeschen Stiftungen vom 04. Juli bis 30. August 2014 als Ausstellung zu besichtigen war.
Der Katalog zur Ausstellung ist erhältlich bei Herrn Dr. Matthias Zaft, Ansprechpartner und Organisator der Ausstellung in den Franckeschen Stiftungen. (Kontaktmöglichkeit: matthias.zaft@paedagogik.uni-halle.de)