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3. Projektphase

„Peergroups und schulische Selektion - Interdependenzen und Bearbeitungsformen“

Wie sich Selektionsprozesse im schulischen Interaktionsraum aus der Perspektive von Schülerinnen und Schülern, Eltern und Lehrenden vollziehen, möchte der von der Deutschen Forschungsgemeinschaft geförderte Projektverbund „Mikroprozesse schulischer Selektion bei Kindern und Jugendlichen“ des Zentrums für Schul- und Bildungsforschung (ZSB) untersuchen. Um dadurch Hinweise auf die Bedeutung von Leistungszuweisungen für die Platzierung der Bildungslaufbahnen und der Selbstwahrnehmungen der Jugendlichen zu erlangen. Unter anderem werden die Eigenlogik und die Rolle, welche Schülerinnen und Schüler den Schulnoten zuschreiben, betrachtet. Auch die biographische Verarbeitung von schulischen Selektionsprozessen wird untersucht. Mit unserem Teilprojekt nehmen wir das Zusammenspiel von schulischem Leistungsverhalten und Freundschaftsbeziehungen in den Blick. Wir verlassen also den engeren Kontext der Schule und richten unseren Fokus auf die freizeit- bzw. jugendkulturellen Praxen von Schülern. Es geht darum herauszufinden, inwiefern Einzelfreundschaften und Cliquen einen Einfluss auf schulisch erfolgreiche bzw. weniger erfolgreiche Bildungsbiographien haben und so in Selektionsprozesse eingebunden sind.

Um längerfristige, sich möglicherweise verändernde, Einflüsse von Freundschaften auf das Leistungsverhalten und dessen Entwicklung zu beschreiben, sind mehrere Untersuchungsphasen vorgesehen. Nach einer erfolgreichen Beendigung der ersten und zweiten Erhebungs- und Auswertungsphase, die sich auf Schülerinnen und Schüler der fünften und siebten Klasse bezog und deren bisherige Ergebnisse in verschiedenen Zeitungsmedien sowie Büchern veröffentlicht wurden beginnt nun die dritte und abschließende Phase. Auch in dieser dritten Laufzeit des Projektes sollen gemäß dem Längsschnittdesign die durchgeführten Befragungen in Form von Fragebogenerhebungen, qualitativen Interviews sowie Gruppendiskussionen mit den vor vier und vor zwei Jahren befragten Schülerinnen und Schülern wiederholt werden.

Mit diesen verschiedenen Methoden soll ein möglichst facettenreiches Bild des Verhältnisses von schulischer Leistung und Freundschaft gezeichnet werden. Anhand von fokussierenden Interviews, werden Erkenntnisse über die subjektive Verarbeitung von schulischen Leistungszuweisungen und der Bedeutung von Freundschaftsbeziehungen, für eine bestimmte Leistungsorientierung, gewonnen. Eine Analyse kultureller Alltagspraxen und die Stile der Kommunikation von Kindern und Jugendlichen erfolgt im Rahmen mehrwöchiger ethnographischer Beobachtungen, mit videographischer Unterstützung, außerhalb der Schule. Diese geben Aufschlüsse darüber, ob die jeweiligen Freizeitpraxen einem ähnlichen Leistungsprinzip wie dem der Schule folgen. Mit dem Gruppendiskussionsverfahren werden der Sinn und die Bedeutung von jugendkulturellen Praxen, welche die Jugendlichen diesen zuschreiben, sowie die Art der Thematisierung von schulischen Leistungen erfasst.

Um möglichst viele Varianten an jugendkulturellen Praxen abzubilden erfolgte die Auswahl der Jugendlichen aus unterschiedlichen Schulformen. Dafür stehen wir in Kontakt mit fünf Schulen, die uns in den vergangenen vier Jahren bei der Realisierung einer ersten Erhebungswelle erheblich unterstützten. Betreffend eine dritten Erhebungswelle, die sich nun auf Schülerinnen und Schüler der 9. Jahrgangsstufe bezieht, sollen alle Erhebungen in gleicher Weise wiederholt werden. Zunächst werden in einer Fragebogenerhebung allgemeine Daten über den Schulleistungsstatus, die Art der Freundschaftsbeziehungen und die soziale Herkunft von ca. 200-250 Schülerinnen und Schülern gesammelt. Anhand dieser Informationen werden insgesamt 50 Jugendliche, somit 10 je Schule, ausgewählt und interviewt. Von diesen Jugendlichen werden nochmals 10 - 12 Jugendliche ausgewählt. Diese werden in ihren Freizeitpraxen begleitet, sowie Gruppendiskussionen in deren Freundeskreis geführt. Für unsere Erhebungen und für die regelmäßigen Kontakte sind wir auf die Kooperation einzelner Schulen, einzelner Lehrerinnen und Lehrer der 9. Klassen sowie natürlich der Jugendlichen selbst und ihren Eltern angewiesen.

Mit diesem Projekt wollen wir die Verknüpfung von schulischem Erfolg bzw. Misserfolg und den spezifischen Einbindungen des Schülers in die Peergroup herausarbeiten und erhoffen uns so Erkenntnisse über die Gestaltung des Selektionsprozesses an der Schnittstelle von Schule und Freundschaftsbeziehungen.

Projektleitung und Kontakt:

Prof. Dr. Heinz-Hermann Krüger,
Dipl. -Päd. Maren Zschach, Dipl. -Päd. Aline Deinert
Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg
Fachbereich Erziehungswissenschaften, Institut für Pädagogik
Franckeplatz 1, Haus 3
06099 Halle/Saale
Tel.: 0345/55 23 850 o. 55 23 855, Fax: 0345/55 27 235

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