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Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg
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Weltoffen lernen mit dem IDENTITÄTSPROJEKT2 (IP2) – Lehrer*innen bilden, Schüler*innen stärken
Lautzeit: 01.01.2023 -31.12.2025
Kofinanziert aus Mitteln des Europäischen Sozialfonds (ESF) Plus
Projektleitung Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg
Prof. Dr. Maja Schachner
Pädagogische Psychologie mit dem Schwerpunkt Sozialisation und Kultur
Mitarbeiter*innen
Sören Umlauft
Danila Tran Thuy Duong
Sonja Schulz
Priscilla Krachum Ott
Studentische Mitarbeiter*innen
Eva Schreiner
Juliette Peroche
Max Osmann
Projektleitung Universität Potsdam
Prof. Dr. Linda Juang
Inklusionspädagogik - Heterogenität in institutionalisierten Bildungsprozessen
Mitarbeiter*innen
Sharleen Pevec
Zhihao Zhong
Hintergrund und Zielstellung:
In Thüringen ist die Quote der Schüler*innen mit familiärer Einwanderungsgeschichte, die die Schule ohne Abschluss verlassen, mit 33% deutschlandweit am höchsten (Integrationsmonitoring der Länder, 2021). Dies ist jedoch oft das Ende einer Kette von Diskriminierungs- und Ausgrenzungserfahrungen und struktureller Benachteiligung, die es den Schüler*innen erschweren, sich als Teil der Schule und der Gesellschaft zu empfinden und sich ihren Potentialen entsprechend zu entwickeln (z.B. Schachner et al., 2018). Gleichzeitig fühlen sich Lehrpersonen oft den Anforderungen von zunehmend vielfältigen Klassenzimmern nicht gewachsen, was das Risiko von Stress und Burnout mit sich bringt und sich nachteilig auf die Unterstützung insbesondere von vulnerablen Schüler*innengruppen auswirkt (Glock et al., 2019, Amitai et al., 2020).
Um migratonsbedingter Diversität zu begegnen ist es von zentraler Wichtigkeit, welchen Ansatz die Schule im Umgang mit Diversität verfolgt. Inwiefern Diversität auf unterschiedlichen Ebenen eher geschätzt, ignoriert und/oder gar abgelehnt wird hat Konsequenzen sowohl für das Wohlbefinden und die Leistungsfähigkeit der Schüler*innen als auch der Lehrpersonen (Schachner et al., 2019; Civitillo et al., 2021, Celeste et al., 2019; Ulbricht et al., 2022). Besonders ein pluralistischer Ansatz, der Multikulturalität und Vielfalt als Ressource schätzt und bewusst im Schulalltag nutzt, klare Gruppengrenzen und Stereotype aufbricht, aber auch aus einer rassismuskritischen Perspektive heraus soziale Ungleichheit und strukturelle Diskriminierung anerkennt und zur Auseinandersetzung damit anregt, hat sich als förderlich erwiesen (Schachner et al., 2021).
Anhand der vielversprechenden Ergebnisse zahlreicher Studien wurde unter Leitung von Prof. Schachner im Projekt Weltoffen Lernen ein Selbstevaluationstool für Schulen entwickelt, das genau diese Diversitätsperspektiven in der schulischen Praxis über verschiedene Anwendungsbereiche hinweg misst, und an Thüringer Schulen erprobt.
Im Unterricht bedeutet ein pluralistischer, rassismuskritischer Ansatz, sich aktiv mit den vielfältigen Lebenswelten der Schüler*innen zu beschäftigen, Anknüpfungspunkte an diese Lebenswelten zu schaffen, Mehrsprachigkeit bewusst zu berücksichtigen, zu nutzen und zu schätzen, aber auch sich mit Ein- und Ausgrenzungsprozessen und gesellschaftlichen Machtverhältnissen zu beschäftigen und wie man diesen begegnen kann. Das Identitätsprojekt ist ein Unterrichtskonzept, das von Entwicklungspsycholog*innen in den USA entwickelt wurde, um genau diese Themen zu adressieren (Umaña-Taylor & Douglass, 2017). Die Effektivität des Identitätsprojekts ist mittlerweile in mehreren Studien in den USA und darüber hinaus erwiesen (Umaña-Taylor et al., 2018a, 2018b; Ceccon et al., 2022).
Im Zentrum des IP2 steht die Entwicklung und wissenschaftlich begleitete Erprobung einer auf dem Identitätsprojekt basierenden modularen Fortbildung für Lehrpersonen. Dabei werden folgende Ziele verfolgt:
- Selbstevaluation schulischer Maßnahmen zum Umgang mit migrationsbedingter Vielfalt mit dem Weltoffen Lernen-Tool (Modul 1 – Diversitätsperspektiven)
- Modulare Fortbildung in kultursensiblem Unterrichten für Lehrpersonen in geistes- und sozialwissenschaftlichen Fächern
- Unterrichtsprojekt zum Umgang mit migrationsbedingter Vielfalt (das Identitätsprojekt) für Klasse 7/8
- Wissenschaftliche Begleitstudie zur Projektevaluation
Hauptziel des Projektes ist es, Lehrpersonen praktikable Werkzeuge an die Hand zu geben, mit der sie das Schulzugehörigkeitsgefühl und die schulische Leistungsfähigkeit insbesondere von Schüler*innen mit familiärer Einwanderungsgeschichte stärken können.
Projektgegenstände und wissenschaftliche Begleitung
Modul 1: Fortbildung der Lehrpersonen
Die Fortbildung der Lehrpersonen besteht aus mehreren Komponenten. Lehrpersonen werden zunächst allgemein für verschiedene Ansätze im Umgang mit migrationsbedingter Vielfalt sowie deren Vor- und Nachteile sensibilisiert, um anschließend über ihre eigene Haltung zu Vielfalt, aber auch ihre eigene kulturelle Sozialisation sowie Privilegien und Benachteiligungen, die sie selbst erfahren haben, zu reflektieren. Im nächsten Schritt führen die Lehrpersonen das Identitätsprojekts im Unterricht in ihrer Klasse durch und werden dabei engmaschig begleitet, u. A. mit einem Lerntagebuch und einer Supervisionsgruppe bzw. professionellen Lerngemeinschaft (Admiraal et al., 2012). Auf Basis eines Abschlussworkshops sowie der der Begleitstudie wird ein Transferkonzept erstellt, um die Fortbildung dauerhaft auch nach Ende der Projektlaufzeit anbieten zu können.
Modul 2: wissenschaftliche Begleitung Lehrer*innen
Die wissenschaftliche Begleitung der Lehrpersonen besteht aus einer Fragebogenstudie, einem Lerntagebuch sowie einer qualitativen, videobasierten Studie (die gleichzeitig auch der Reflexion und Fortbildung der Lehrpersonen dient). Wir erwarten, dass Lehrp
Modul 3: wissenschaftliche Begleitung Schüler*innen
Die Begleitstudie für die Schüler*innen besteht aus einer Fragebogenstudie mit vier Erhebungszeitpunkten (Prä-Test; Post-Test; Follow-up nach 3 Monaten; Follow-up nach einem Jahr). Bisherige Studien belegen die Effektivität des Unterrichtsprojekts für Schüler*innen, wenn es von außerschulischen Personen durchgeführt wird. Ziel der Evaluation mit Schüler*innen ist es zu sehen, welche Effekte dieses zeigt, wenn es durch die Lehrpersonen durchgeführt wird, die auch regulär in der Klasse unterrichten. Wir erwarten somit positive Effekte auf das Schulzugehörigkeitsgefühl, die kulturelle Identität und die schulische Leistungsfähigkeit insbesondere von Schüler*innen mit familiärer Einwanderungsgeschichte.
Modul 4: Pilotprojekt DaZ-Bereich
Im Rahmen eines Pilotprojekts sollen die Materialien zum Identitätsprojekt überarbeitet werden, um es mit neuzugewanderten Schüler*innen im DaZ-Unterricht einzusetzen. Hierfür soll das Manual zum Identitätsprojekt angepasst werden. In einem partizipativen Ansatz sollen hierbei auch gezielt die Perspektiven von neuzugewanderten Schüler*innen und deren Eltern sowie die Perspektive von DaZ-Lehrpersonen mit einbezogen werden. Im Anschluss erfolgt dann die Durchführung in DaZ-Klassen, die mit qualitativer Forschung (Interviews, Fokusgruppen mit Lehrperson, Schüler*innen und ggf. Eltern) begleitet wird. Auf Basis dieser qualitativen Daten wird das Manual zum Identitätsprojekt in DaZ-Klassen evaluiert und angepasst, sowie das Fortbildungskonzept für Lehrpersonen im DaZ-Bereich angepasst und ein Transferkonzept erarbeitet.
Projektphasen/Abschnitte:
Schuljahr 2022/23 – Gewinnung der teilnehmenden Schulen, Analyse schulischer Praxis mit dem Weltoffen-Lernen-Tool und ggf. vorbereitende Workshops
Schuljahr 2023/24 – Durchführung der modularen Fortbildung mit Lehrpersonen einschließlich Unterrichtsprojekt und Begleitforschung
Schuljahr 2024/25 – Evaluation im Rahmen der Begleitforschung, Ergebnisrückmeldung und Erarbeitung eines Transferkonzepts zur nachhaltigen Fortbildung von Lehrpersonen
Projektflyer
Flyer_WOL_IP2_final01.pdf
(343,3 KB) vom 24.03.2023