Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg

Weiteres

Login für Redakteure

Tagungen

‚Jugend(en) im Spannungsfeld von Normativität(en) und Normalität(en)‘
an der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg
am 19. und 20. Juni 2025

In der Jugendforschung ist es inzwischen üblich, von „Jugenden“ statt „Jugend“ zu sprechen. Diese sprachliche Verschiebung trägt der Vielfalt jugendlicher Lebenswelten und ihrer pluralen Erscheinungsformen Rechnung. Doch mit der bloßen Umstellung von Singular auf Plural ist es nicht getan: Eine systematische Auseinandersetzung mit den zugrundeliegenden hegemonialen Normierungen und Normativitäten von Jugend fehlt bislang weitgehend – trotz des verbreiteten Verweises auf Pluralität und Heterogenität. Ein zentrales Beispiel hierfür ist das Konzept von Jugend als Moratorium, einer Zeit der kulturellen und bildungsbezogenen Selbstentfaltung. Dieses Konzept besitzt eine normative Kraft, die weit über die Gesellschaften hinausreicht, für die es ursprünglich gedacht war. Es prägt transnationale Normierungsprozesse und transportiert eurozentrische Vorstellungen von Normalität, die jedoch aus einer transnationalen Perspektive kritisch hinterfragt werden müssen. So macht der Blick auf andere gesellschaftliche Kontexte differente Normativitäten sichtbar und eröffnet neue Perspektiven.

Von Jugenden zu sprechen kann – und damit ist eine weitere normative Anforderung formuliert – gerade nicht heißen, Jugend nicht mehr in ihrem gesellschaftlichen Hervorbringungsmodus zu betrachten und nach damit verbundenen Wirkmächtigkeiten bestehender zeitlicher, kultureller, geschlechtlicher, körperlicher, sexueller, räumlicher, schutzbezogener, politischer, entwicklungsbezogener oder arbeitswelt- und (aus)bildungsbezogener Normierungen und Normativitäten zu fragen. Vielmehr fordert die Perspektive auf Jugend im Plural gerade dazu heraus, sowohl überdauernd hegemoniale wie auch partikulare Normativitäten und Norm(alis)ierungen in Bezug auf Jugend in den Blick zu nehmen. Gleichzeitig gilt es danach zu fragen, wie Jugendliche sich angesichts vielfältiger Erfahrungsräume dazu ins Verhältnis setzen und wie sie eigenständige Positionierungen zu gesellschaftlichen Normen hervorbringen (können).

Diesem Themenfeld widmet sich die Tagung, die in Zusammenarbeit mit Karin Bock (Dresden), Wolfgang Schröer (Hildesheim), Nicolle Pfaff (Essen), Tobias Franzheld (Erfurt) und Anja Schierbaum (Erfurt) vom Arbeitsbereich Soziokulturelle Bedingungen von Erziehung und Bildung organisiert wird. Es handelt sich um die dritte Tagung dieses Teams, das sich für eine erziehungswissenschaftliche Perspektive in der Jugendforschung einsetzt.


Zum Seitenanfang