Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg

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Forschungsprojekte

Forschungsprojekte Prof. Dr. Jörg Dinkelaker

Titel: Promotionskolleg "Vermittlung und Übersetzung im Wandel - Relationale Praktiken der Differenzbearbeitung angesichts neuer Grenzen der Teilhabe an Wissen und Arbeit" an der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg (Laufzeit: 01.10.2019 bis 31.10.2022)

Gegenstand des Promotionskollegs sind veränderte Konstellationen und Praktiken der Vermittlung und Übersetzung angesichts der fortschreitenden Digitalisierung, Automatisierung und Globalisierung von Arbeitszusammenhängen. Vermittlung und Übersetzung werden dabei als zwei Modi des Umgangs mit Grenzen der Teilhabe in den Blick genommen und in transdisziplinärer Ausrichtung (Erziehungswissenschaft, Betriebswirtschaftslehre, Linguistik und Soziologie) im Kontext gesellschaftlichen Wandels empirisch untersucht. Im Horizont relationaler Vermittlungs- und Übersetzungsbegriffe wird nach Herausforderungen, Gelingensbedingungen und Grenzen der Ermöglichung von Teilhabe gefragt.

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Titel: Lebenslauf und Bildungspraxis. Varianten der Bezugnahme auf
Lebensverläufe in Bildungsveranstaltungen für Erwachsene (Laufzeit: 01.01.2017 bis 30.09.2018)

Im Zentrum des Projekts steht die empirische Analyse kommunikativer Bezugnahmen auf Lebensläufe im Zuge der Etablierung, Prozessierung und Beendigung von Bildungsveranstaltungen. Ziel ist die Entwicklung eines datengestützten theoretischen Mehrebenenmodells der kommunikativen Hervorbringung von Bildungsveranstalungen im Medium des Lebenslaufs. Von besonderem Interesse ist hierbei, wie das Verhältnis von gesellschaftlichen Lebenslaufregimen und ihrem Wandel zu den je spezifischen individuellen Lebensläufen der Teilnehmenden thematisiert und bearbeitet wird.
Aufgrund der lebenslauftheoretischen Grundlegung des Projekts steht in seinem Zentrum die Analyse von Formen und Funktionen der kommunikativen Hervorbringung von Lebenserzählungen im Kontext von Bildungsveranstaltungen.

Publikationen


Titel: Erwachsenenbildungsgeschichte im Spiegel historischer Programmanalysen ( Laufzeit: seit 01.10.2017)

Anhand von Programmen ausgewählter Volkshochschulen, die im VHS-Programmarchiv des DIE vorliegen (seit 1947), werden Entwicklungen in der Erwachsenenbildung in Thüringen, Sachsen und Sachsen-Anhalt  vor und nach der Wende verfolgt. Noch nicht digitalisiert vorliegende vhs-Programme aus der Weimarer Zeit werden digitalisiert und sollen mittelfristig in die Analysen mit einbezogen werden.

Publikationen

  • Ebner von Eschenbach, M./Dinkelaker, J. (2020): Der Wandel im Anbieter-Adressat_innen-verhältnis an der Volkshochschule Halle im Jahr 1921 analysiert anhand der Umschlagseiten ihrer Arbeitspläne. In: Dörner, O./Dinkelaker, J./Grotlüschen, A./Käpplinger, B./Molzberger, G. (2020): Vergangene Zukünfte – Neue Vergangenheiten. Geschichte und Geschichtlichkeit der Erwachsenenbildung. Dokumentation der Jahrestagung der Sektion Erwachsenenbildung der DGfE 2019. Opladen: Barbara Budrich.
  • Ebner von Eschenbach, M. & Dinkelaker, J. (2019). Arbeitspläne als Quellen zur Geschichte der Volkshochschulen in der Weimarer Republik. SPURENSUCHE. Zeitschrift für Geschichte der Erwachsenenbildung und Wissenschaftspopularisierung 28, 77-89.

Titel: Teilnehmen an Bildungsangeboten. Zur Prozessieren des Verhältnisses von Biographie und Kultur in Veranstaltungen der Erwachsenenbildung ( Laufzeit: 01.01.2010 bis 15.06.2016)

In der vorliegenden Untersuchung wird anhand einer vergleichenden Analyse unterschiedlicher Verläufe des Teilnehmens an konstrastierend ausgewählten Bildungsangeboten eine theoretische Klärung der Kategorie des Teilnehmens vorgenommen. Teilnehmen wird als eine soziale Form des individuellen Sich-Beziehens auf Bildungsangebote rekonstruiert. Der kollektiven Wahrnehmung des individuellen Wahrnehmens Teilnehmender kommt in diesem Zusammenhang eine konstitutive Bedeutung zu. In ihr prozessieren sich die für das Teilnehmen charakteristischen Veränderungen kulturbezogener Selbstwahrnehmung.

Publikationen

  • Dinkelaker, J. (2017): Reversible Selektivität. Zur videobasierten Rekonstruktion pädagogischer Interaktionen. In: Heinrich, M./Wernet, A. (Hrsg.): Rekonstruktive Bildungsforschung – Zugänge und Methoden. Wiesbaden: Springer VS, S. 141-158.
  • Dinkelaker, J. (2017). Aufmerksamkeit in pädagogischen Situationen    Handbuch Schweigendes Wissen: Erziehung, Bildung, Sozialisation und Lernen - Weinheim: Beltz Juventa, S. 380-391.
  • Dinkelaker, J. (2016): Aufmerksamkeit als Kategorie einer Empirie pädagogischer Situationen. In: Meseth, W./Dinkelaker, J./Dörner, O./Kunze, K./Neumann, S./Rabenstein, K. (Hrsg.): Empirie des Pädagogischen und Empirie der Erziehungswissenschaft. Beobachtungen erziehungswissenschaftlicher Forschung. Bad Heilbrunn: Klinkhardt, S. 110-124.


Forschungsprojekte (Dissertationen)

Stefan Bleses

Titel: Gesundheitsförderung und Pädagogik zwischen gesetzlichem Anspruch und betrieblicher Wirklichkeit am Beispiel der Stressbewältigung (2016-2020)

Projektbeteiligte: Stefan Bleses, Erstgutachter: Prof. Dr. Jörg Dinkelaker (Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg), Zweitgutachter: Prof. Dr. Daniel Wrana (Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg)

Die Zahl der Arbeitnehmer, die wegen psychischer Leiden und Verhaltensstörungen ausfallen, hat sich in den vergangenen zehn Jahren mehr als verdoppelt. Die Arbeitgeber reagieren auf diese Situation, indem sie im Rahmen ihres betrieblichen Gesundheitsmanagements Maßnahmen zur betrieblichen Gesundheitsförderung am Arbeitsplatz initiieren. Die Fälle von krankheitsbedingten Fehlzeiten aufgrund arbeitsbedingter psychischer Erkrankungen nehmen jedoch weiter zu.

Die Zielsetzung der Dissertation ist es, am Beispiel von Maßnahmen zur Stressbewältigung die Frage zu beantworten, wie es – im Spannungsfeld zwischen gesetzlichem Anspruch und betrieblicher Wirklichkeit – um die Rolle der Pädagogik in Maßnahmen der betrieblichen Gesundheitsförderung bestellt ist.

Durch diese Dissertation sollen neue wissenschaftliche Erkenntnisse sowie neues Wissen geschaffen werden.


Melanie Gabert

Titel: Narration in andragogischen Bildungskontexten oder Storytelling in der Erwachsenenbildung – Eine Studie über die von Erwachsenenbildnern in Bildungssettings narrativ eingesetzten Erzählungen und Geschichten (Arbeitstitel) (Laufzeit: 2018 - 2022)

Projektbeteiligte: Melanie Gabert, Erstgutachter: Prof. Jörg Dinkelaker (Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg), Zweitgutachter: Prof. Michael Müller (Hochschule der Medien Stuttgart)

Die Dissertation beschäftigt sich mit didaktischen Formen und Funktionen der von Erwachsenenbildnern angewandten Narrativen. Die in differierenden Bildungssettings via Videographie gewonnenen Daten werden unter Berücksichtigung didaktischer Ansätze der Erwachsenenbildung erzähltheoretisch analysiert.

Das erzählte „Was“ (Inhalte) und das beobachtete „Wie“ (Darstellung) wird ergänzt durch ein „Wozu“ (Funktionen) respektive einer handlungswissenschaftlich orientierten und prinzipienpluralistischen Durchforschung nach didaktischen Prinzipien aus dozentenfokussiert narrativer Perspektive. Der daraus resultierende Ansatz einer andragogisch narrativen Didaktik zielt, neben einer inhaltlichen Weiterentwicklung im wissenschaftlichen Sinne, auf Handlungsempfehlungen, die auf die im Forschungsprojekt empirisch gewonnenen Prämissen gründen („aus der Praxis für die Praxis“).


Tina Helwig

Titel: Engagement als Ausdruck politischer Bildung (Arbeitstitel)

Projektbeteiligte: Tina Helwig, Erstgutachter: Prof. Dr. Jörg Dinkelaker (Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg)

Politische Bildung wird meist beschreiben als etwas, um Menschen darin zu unterstützen am gesellschaftlichen Leben zu partizipieren oder ihnen entsprechendes Wissen zu vermitteln. In einigen Fällen wird politische Bildung auch anhand einer Zielvorstellung definiert. Die Partizipation wird hierbei als „Königsziel“ verstanden. Im Zentrum dieser Perspektiven stehen meist die Lehre und Didaktik politischer Bildung, sodass Aneignungsverhältnisse und Lernbedingungen zunehmend aus dem Blick geraten. In meinem Dissertationsprojekt nehme ich eine andere Perspektive ein und gehe davon aus, dass in sozialen Bewegungen auch „ohne pädagogisches Zutun“ politische Bildung stattfindet und sich diese anhand des Engagements beobachten lässt.

Zur systematischen Auswertung der qualitativen Daten orientiere ich mich an der grounded theory, da so die unterschiedlichen Materialsorten einbezogen werden können und die nötige Offenheit gegeben ist, um die Frage zu beantworten, wie politische Bildung außerhalb von klassischen Bildungsinstitutionen stattfindet.


René Hornung

Titel: Wie konstruiert Wissenschaft Verhältnisse der Pädagogik und der Polizei (1970er Jahre bis in die Gegenwart)? Wissenschaftliche Kommunikation über Pädagogik an der Grenze pädagogischer Kommunikation und polizeilicher Kommunikation im Lichte der Systemtheorie. (AT) (Laufzeit: 2013 - 2020)

Projektbeteiligte: René Hornung, Erstgutachter: Prof. Dr. Jörg Dinkelaker (Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg)

Die Arbeit knüpft an die theoretische Debatte der Entgrenzung des Pädagogischen in den Erziehungswissenschaften an. Um die gegenwärtige Entgrenzung des Pädagogischen in der modernen Gesellschaft genauer fassen und daraus Konsequenzen für die Erziehungswissenschaft und die Handlungspraxis ziehen zu können, wird es nötig das Verhältnis pädagogischer Kommunikation zu anderen Kommunikationen exemplarisch genauer zu konstruieren. Verhältnisse der Pädagogik und Polizei werden in der Beobachtung pädagogischer Praxis zwar mitgedacht, aber nicht scharf gezeichnet. Aus historischer, systematischer und empirischer Perspektive wird so folgende Forschungsfrage angegangen: Wie werden Verhältnisse der Pädagogik und Polizei an den Grenzen pädagogischer und polizeilicher Kommunikation wissenschaftlich konstruiert? Angewandt wird bei der Beantwortung ein qualitatives Forschungsdesign in Form einer grundlegenden systemtheoretischen Methodologie in der Tradition Niklas Luhmanns und darauf bezogenen Rekonstruktionen ausgewählter wissenschaftlicher Texte in Erprobung angepasster Methoden.


Johanna Leicht

Titel: Die multimodale Konstitution und Transformation des Unterrichtsthemas (AT) (Laufzeit)

Projektbeteiligte: Johanna Leicht, Erstgutachterin: Prof’in. Maria Hallitzky (Universität Leipzig), Zweitgutachter: Prof. Jörg Dinkelaker (Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg)

Bezogen auf den Schulunterricht fragen sowohl die Allgemeine Didaktik als auch die verschiedenen Fachdidaktiken nach den Inhalten, mit denen Lehrende und Lernende einen spezifisch vermittelten „Out-Put“ erreichen sollen. Offen bleibt jedoch, wie und als was konkret diese Inhalte in der alltäglichen Unterrichtsinteraktion zum Thema werden. Hier setzt das Forschungsvorhaben an und geht ganz grundsätzlich davon aus, dass Unterrichtsthemen nicht vorgängig vorhanden sind. Stattdessen entstehen Themen – so die Annahme – in komplexen Praktiken zwischen Körpern und Dingen. Als „Unterrichtsthema“ bezeichne ich somit empirisch rekonstruierte Themen der sozialen Situation „Unterricht“, die Bezüge zu in Lehrplänen normativ gesetzten Lehr-Lern-Inhalten aufweisen. Diese bilden den Fokus des Dissertationsprojekts, welches danach fragt, wie sich ein Unterrichtsthema bildet. Das Forschungsinteresse bezieht sich dabei nicht auf das rein sprachliche, sondern das multimodale Geschehen im Deutschunterricht der Klassen 10 und 11, welches videographisch erhoben und interaktionsanalytisch untersucht wird. Ziel ist es auf diese Weise Praktiken der Konstitution und Transformation von Unterrichtsthemen zu beschreiben.


Judith Mahnert

Titel: „Zwischen Kreativität und Wirtschaftlichkeit – Beobachtung der Subjektivierung von Gründer*innen“ (AT)

Projektbeteiligte: Judith Mahnert, Erstgutachterin: Prof. Dr. Christiane Thompson (Goethe-Universität Frankfurt/Main), Zweitgutachter: Prof. Dr. Jörg Dinkelaker (Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg)

Das Dissertationsvorhaben widmet sich aus bildungstheoretischer Perspektive der Frage, wie Menschen zu Gründer*innen werden, sich als solche inszenieren, wie sie Unternehmertum und Gründung als Aspekte ihres Selbst-Verhältnisses ausbilden, integrieren und artikulieren. Dazu wurde eine Ethnographie in verschiedenen Gründungsrelevanten Workshops, Veranstaltungen, Konferenzen durchgeführt. Diese Beobachtungen richten den Fokus auf kollektive Verhandlungen von Gründer*in-Sein mit besonderem Augenmerk auf die hier vollzogenen (gemeinsamen) Erzählungen. Schwerpunkte innerhalb dieser diskursiven Praktiken sind Positionierungen zu beispielsweise Erfolg, verschiedene Weisen zu gründen, Gründungen von Frauen. Darüber hinaus  sollen diese Beobachtungen ebenso als selbst-gesteuerte Lernprozesse Erwachsener sowie hinsichtlich einer Empirie des Pädagogischen gelesen und untersucht werden.


Franziska Wyßuwa

Titel: Reden über Alles und Nichts in pädagogischen Weiterbildungsveranstaltungen? Zum Stellenwert lebensweltbezogener Äußerungen in Lehr-Lern-Situationen (AT)

Projektbeteiligte: Franziska Wyßuwa;
(Martin-
Luther-Universität Halle-Wittenberg)

Gegenstanddes Dissertationsvorhabens ist sind lebensweltliche Bezüge von Weiterbildungsveranstaltungen für pädagogische Fachkräfte. Eine Öffnung von Lehr-Lern-Situationen für lebensweltliche Themen ist bereits seit den 1970er Jahren wiederholt Gegenstand didaktischer Konzeptionen und theoretischer Reflexionen, wird allerdings stark präskriptiv diskutiert. Ziel der konversationsanalytischen Untersuchung ist es, Doing Lebensweltorientierungin beruflichen Weiterbildungen für pädagogische Fachkräfte zu untersuchen. Es gilt diejenigen Handlungspraktiken, strukturellen Anforderungen sowie kommunikative Aufgaben zu rekonstruieren, die mit dem Sprechen über Lebensweltliches in pädagogischen Weiterbildungen tatsächlich einhergehen.

Datengrundlage sind audiografisch aufgezeichnete und anschließend detailliert transkribierte Weiterbildungsseminare für pädagogische Fachkräfte (LehrerInnen, ErzieherInnen, SozialpädagogInnen), die in drei Erhebungsphasen (2010, 2012, 2013) erhoben wurden. Das Datenmaterial umfasst insgesamt sieben drei- bis siebenstündige Tagesveranstaltungen sowie eine zweitägige Weiterbildung.

Die Auswertung des Datenmaterials erfolgt nach dem Verfahren der ethnomethologischen Konversationsanalyse. So werden zunächst die formalen Strukturen der Interaktion betrachtet, um anschließend zu klären, welche Interaktionsaufgaben den regelhaft auftretenden kommunikativen Mustern zugrunde liegen und wie diese zur Wissensgenerierung beitragen.

Zentrale Fragestellungen sind: Wie werden Erfahrungen und Positionierungen der TeilnehmerInnen zum Gegenstand der Seminarkommunikation? Wie wird mit lebensweltlichen Erfahrungen im Seminar umgegangen? Welche gesprächsorganisatorischen Konsequenzen, kommunikativen Aufgaben und Probleme sind mit dem Rückgriff auf lebensweltliche Themen verbunden?


Farina Wagner

Titel: Subjektivierungsprozesse in der Weiterbildungsberatung. (Arbeitstitel)

Projektbeteiligte: Farina Wagner, Erstgutachter: Prof. Dr. Jörg Dinkelaker (Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg), Zweitgutachter: Prof. Dr. Daniel Wrana (Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg)

Im Rahmen der Dissertation werden audiographisch aufgezeichnete Gespräche der Weiterbildungsberatung vor dem theoretischen Hintergrund der Subjektivierung betrachtet und entlang der Verhandlung von Positionen analysiert.

Weiterbildungsberatung hat im Kontext von Beruf bzw. Erwerbstätigkeit und Lebenslangem Lernen u.a. die Funktion, Veränderungen in den Verhältnissen der Ratsuchenden zu ihrem Beruf herbeizuführen, indem (biographisch gerahmte) Entscheidungen getroffen werden. Es geht um spezifische Verhältnisse von bzw. zwischen Beruf, Bildung und Subjekt, welche durch Ratsuchende und Beratende in Beratungsgesprächen situativ hervorgebracht werden, im Sprechen in und über Selbst-Verhältnisse/n im Rahmen von Positionierungen. Dabei rückt die Frage in den Blick, welche Subjektpositionen aufgerufen und in den Interaktionen verhandelt werden bzw. wie Subjektivierungen innerhalb spezifischer Beratungskonstellationen prozessiert werden und welche Bedeutung Weiterbildung (als Erzählfigur) zukommt.

Die diskursiv gerahmte Ereignishaftigkeit und Verhandlung von Selbstverhältnissen wird analytisch in Subjektposition und Positionierung aufgespalten um sie für eine empirische Re-Konstruktion angelehnt an die narrationsanalytische Positionierungsanalyse aufzuschließen.


Forschungsprojekte (Habilitation)

Dr. Malte Ebner von Eschenbach

Titel: Praxen der Erkenntnisproduktion in der Erwachsenenbildungsforschung. Eine rekurrente Genealogie im Zeitraum von Mitte des 19. bis zum ausgehenden 20. Jahrhundert (Arbeitstitel)

Projektbeteiligte: Malte Ebner von Eschenbach, Erstgutachter: Prof. Dr. Jörg Dinkelaker (Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg)

Fragen zur Erkenntnisentwicklung sind fester Bestandteil der akademischen Disziplin Erwachsenenbildung. Als Teildisziplin der Erziehungswissenschaft wird sich spätestens mit der Akademisierung der Erwachsenenbildung mit den Bildungsreformen in den 1950er Jahren verstärkt mit der systematischen Entwicklung von Erkenntnis für die Anhäufung disziplinären Wissens beschäftigt. Das Nachdenken über Erkenntnisentwicklung in der Erwachsenenbildung setzt jedoch nicht mit ihrer Akademisierung ein, sondern lässt sich bis in die Anfänge der Aufklärung – wenn nicht sogar noch weiter – zurückverfolgen. Hier sei kursorisch auf philosophische, theologische, soziologische, erziehungswissenschaftliche usf. Diskurse zu verweisen, die in ihren jeweiligen Kontexten Fragen zur Erkenntnisentwicklung zur Erwachsenenbildung zum Thema machen.

Auch wenn Erwachsenenbildungsforschung – unabhängig davon, ob es sich in erster Linie um empirisch und/oder theoretisch legitimierte Erkenntnisse handelt – zum Inventar der Wissenschaft der Erwachsenenbildung gezählt werden kann, liegt »[a]ufgrund des ›jungen akademischen‹ Alters der Erwachsenenbildung […] noch keine umfassende erwachsenenpädagogische Wissenschaftsgeschichte« (Ciupke u. a. 2002, 25) vor, die sich u. a. der »Fragen der Theorieentwicklung vor 1933« (ebd.) widmete. Dass dies auch für die Zeit nach 1933 hinein konstatiert werden kann, ist zu betonen. Die Feststellung aus dem Forschungsmemorandum der historischen Erwachsenenbildungsforschung und die ergänzte Gegenwartsdiagnose werden als ein Indiz gewertet, an dieser Stelle ein Forschungsdesiderat zur Wissenschaftsgeschichtsschreibung zum Thema Erwachsenenbildungsforschung zu markieren. Auch knapp zwei Dekaden nach der Veröffentlichung des Forschungsmemorandums kann der Befund bestätigt werden, selbst wenn zwischenzeitlich Einführungen, Lehrbücher und vereinzelte Studien sich in historischer Perspektive der Forschung in der Erwachsenenbildung genähert haben.

Vor dem Hintergrund dieser skizzierten Ausgangslage widmet sich das avisierte Vorhaben den Praxen der Erkenntnisproduktion in der Erwachsenenbildungsforschung im Zeitraum von Mitte des 19. bis zum ausgehenden 20. Jahrhundert und fokussiert dabei differente Logiken der Wissensproduktion. Dabei geht es jedoch nicht darum, eine chronologische Aufzählung von Forschungsarbeiten in der Erwachsenenbildung zu leisten, sie anzuordnen und Entwicklungslinien nachzuzeichnen, sondern es wird mit dem Ansatz der Historischen Epistemologie eine rekurrente Genealogie entlang noch klärungsbedürftiger epistemischer Umbruchsituationen zu entwickeln versucht. Einsatzpunkt ist dabei die Reflexion auf die Praxen der Erkenntnisproduktion, d.h. die Rekonstruktion erwachsenenpädagogischer Erkenntnisgewinnung, -begründung und -revidierung. Dahinter steckt die Annahme, dass die Geltungsbegründung der Erkenntnisse in den Praxen der Erkenntnisproduktion selbst erfolgt. Der systematische Vorrang der Praxen im Vorhaben hebt letztlich darauf ab, den Formierungsprozess der Erkenntnisproduktion sichtbar werden zu lassen.

Mit der Historischen Epistemologie sind weiterhin zwei Aspekte verbunden, die für das geplante Vorhaben von Bedeutung sind: Es wird einerseitsdavon ausgegangen, dass die Bedingungen der Möglichkeit von Erkenntnis einer Historizität und Kontextualität unterliegen (›kontigente Grundlagen‹) und andererseits, dass die (disziplinäre) Entwicklung von Wissenschaft und Akkumulation von Wissen und Erkenntnis sich nicht linear-evolutionär, sondern sich vielmehr diskontinuierlich-›revolutionär‹ vollzieht. Damit ist eine Auffassung von wissenschaftlichem ›Fortschritt‹ verbunden, die nicht teleologisch operiert, sondern Erkenntnisentwicklung ereignet sich vielmehr in Umbruch- und Übergangssituationen zwischen ›Paradigmen‹, ›Episteme‹, ›Stilen‹ usf. Derartige epistemische Umbruchkonstellationen aufzuspüren, herauszuarbeiten, abzugrenzen und sie genealogisch in Beziehung zu setzen, setzt sich daher entschieden von der Auffassung einer chronologischen Entwicklung ab.

In diesem Sinne erfüllt eine ›rekurrente Genealogie‹ noch eine weitere Funktion. Sie übernimmt nicht nur eine wissenschaftshistorische Rekonstruktion der Entwicklung der Forschung in der Erwachsenenbildung entlang der Sichtbarmachung und Markierung ›epistemischer Brüche‹ entfaltet, sondern entwirft zugleich eine Geschichte (›Genealogie als Kritik‹), die sich gewissermaßen mit dem Rücken der Zukunft zugewendet, fortschreibt (›Angelus Novus‹). Auf der Ebene der Praxen zur Erkenntnisentwicklung leistet das Forschungsvorhaben daher einen wichtigen Beitrag zur Grundlagenforschung für die Erwachsenenbildungswissenschaft. Denn mit der Markierung von ›epistemischen Häutungen‹ geht es zugleich darum, die ›historische Dimension‹ erwachsenenbildungswissenschaftlicher Forschung einerseits und die ›epistemologische Dimension‹ von Grundlagenforschung in der Erwachsenenbildung zu erneuern andererseits.


Dr. Franziska Endreß

Titel: Wissen im Wandel. Bild, Bildung und Lernen Erwachsener in der frühen Neuzeit

Projektbeteiligte: Franziska Endreß, Erstgutachter: Prof. Dr. Jörg Dinkelaker

Betrachtet man Lernen als lebensbegleitendes Phänomen, d.h. als Merkmal des ‚älter Werdens‘ im Allgemeinen und des alternden Erwachsenen im Besonderen, kann für jeden historischen Zeitraum die Frage gestellt werden, durch welche besonderen Lernerfordernisse und -möglichkeiten, sowie durch welche besonderen Konstellationen der Verhältnisse von Wissensvermittlung und Wissensaneignung er sich auszeichnet. Anders formuliert stellt sich die Frage, durch welche Interaktions- und Kommunikationsmittel, an welchen Orten, in welchen Situationen von welchen Personenkreisen welche Inhalte und Formen gelernt und gelehrt werden.

Das Projekt fragt nach Bildern der frühen Neuzeit – insbesondere des entstehenden Kunstbildes – als Medien an der Schwelle zwischen Bildproduzenten und Bildrezipienten, Bildvermittlung und Bildaneignung, Selbst und Welt. Bilder werden in diesem Zusammenhang als Ausdruck und Mittel der Transformation von Selbst-Weltverhältnissen und damit als Bildungsmedien in den Blick genommen. Im Sinn Max Imdahls vermitteln Bilder die Welt ikonisch, d.h. durch ihr spezifisches Wechselspiel von Inhalt und formaler Gestaltung; insbesondere durch die planimetrische Komposition, die szenische Choreographie und die perspektivische Projektion.

Der Humanismus der Renaissancezeit, die Durchsetzung des Buchdrucks mit beweglichen Lettern ab 1450 oder der Beginn der Reformation um 1517 werden als charakteristisch für den Beginn der frühen Neuzeit genannt. Sie bringt die kopernikanische Wende, die Entfaltung naturwissenschaftlich-empirischen Denkens und – in Hinblick auf das Bild – einen Bewusstseinswandel, der den Beginn des Zeitalters der „Kunst“ markiert. Dabei prägt die Verbindung von bildender Gestaltung und geometrisch exakter Herstellung nach den Gesetzen der Zentralperspektive das zeitgenössische (Selbst-)Verständnis des Künstlers. Während die Wut der Reformatoren das „alte“ Kultbild trifft, emanzipiert sich das „neue“ Bild nicht nur vom Gottesdienst sondern auch vom (bloßen) Kunsthandwerk (Belting, 2011, 510 f.). Künstler wie Da Vinci oder Dürer sehen sich gleichzeitig als Poeten und Naturwissenschaftler; zeitgenössische Veröffentlichungen, z.B. das 1435 erschienene „De Pittura“ des Humanisten und Mathematikers Alberti, werten die Malerei zu einer Wissenschaft unter den Artes Liberales auf. Der durch die Gesetze der Zentralperspektive disziplinierte Blick des Bildherstellers, kann als Ausdruck eines spezifischen sich herausbildenden Selbst-Welt Verhältnisses interpretiert werden. Im Bild zeigt sich nun auch dem Betrachter die Welt vermittelt durch die mathematisch-exakte, auf die Gesetze der Optik verpflichtete Konstruktion.

Darüber hinaus interessiert die zeitgenössische Darstellung des Lernens und Lehrens Erwachsener im Bild. Das Forschungsinteresse betrifft im Einzelnen (1) Bilder, die eine explizite didaktische Funktion besitzen (z.B. Lehrbuchillustrationen), (2) Bilder die keine explizite didaktische Funktion besitzen, denen aber eine kommunikative Dimension eignet (Kunstwerke, Titelseiten, Illustrationen wissenschaftlicher Veröffentlichungen u.a.) sowie (3) frühneuzeitliche Bilddarstellungen lernender Erwachsener. Daneben sollen die textförmigen Kontexte dieser Bilder Berücksichtigung finden, sowie zeitgenössische bildtheoretische Schriften, die Themen der Bildgestaltung, der bildenden Kunst und der medialen Funktion von Bildern behandeln. Im Fokus stehen neben der Interpretation von Einzelbildern auch implizite und explizite interpiktoriale Wechselwirkungen und Bezugnahmen.


Jun.-Prof. Maria Kondratjuk (TU Dresden)

Titel: Perspektiven auf Grenzen und Diskurse im Kontext von Transdisziplinarität in der Erziehungswissenschaft (AT) (laufend)

Projektbeteiligte: Maria Kondratjuk, Erstgutachter: Prof. Dr. Jörg Dinkelaker (Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg)

Im Rahmen der kumulativen Habilitation werden drei (bis vier) unterschiedliche und doch miteinander verbundene Fragenkomplexe unter einer übergeordneten gemeinsamen inhaltlich-theoretischen Klammer bearbeitet. Diese darin eingelagerten Fragestellungen werden aus einer Metaperspektive betrachtet, für deren Bearbeitung Anleihen und Erweiterungen der Kritischen Theorie anvisiert sind, (hier mit Schwerpunktlegung auf der kritischen Erziehungswissenschaft bzw. kritischen Bildungstheorie und kritische Wissenschaftsforschung), mit der kritische und reflexive Perspektiven auf Methodologien, Theorien und (programmatische) Konzepte geworfen werden.

1. Fragenkomplex: Transdisziplinarität in der Erziehungswissenschaft

Hier interessieren vor allem die Überwindung von Grenzen (Disziplinen, Felder, Perspektiven usw.) und die Fragen nach dem konstitutiven Kern der Erziehungswissenschaft sowie nach einer gemeinsamen theoretischen und methodologischen Basis (common ground) der Wissenschaftler_innen in transdisziplinären Forschungskontexten (Übersetzungsleistungen als Grundlage gemeinsamer Verständigung?)

2. Fragenkomplex: Arbeit an Grenzen/boundary work in der Erziehungswissenschaft

Hier interessieren vor allem Grenzverläufe im Horizont von Transdisziplinarität. Z.B. Abgrenzungsphänomene. Wie konstituieren sich Grenzen und wie erfolgen Grenzziehungen (der Erziehungswissenschaft selbst, von angrenzenden Disziplinen, Schulen, Denktraditionen, Theorien usw. z.B. durch Diskurse)? Wie können (werden) Grenzen bearbeitet werden und wie gestaltet sich die Überwindung von Grenzen (z.B. durch Transdisziplinarität)? Welche Grenzobjekte (z.B. als Mittel der Übersetzung) kommen bei der Verhandlung um Grenzen zum Einsatz?

3. Fragenkomplex: Diskurse in der Erziehungswissenschaft (am Bsp. qualitativer Forschung)

Wie entstehen Diskurse? Was sind die durch Diskurse hervorgebrachten Gegenstände in der Erziehungswissenschaft? Hier interessieren vor allem Diskurslinien, die das Entstehen, die Forcierung, die Rezeption und den Bedeutungsverlust von Themen sowie den Stellenwert qualitativer Forschung in der Erziehungswissenschaft nachzeichnen lassen. Sozusagen als exemplarisches Beispiel für Grenzarbeit.

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