Elterninitiativen im Kontext sozialer und ethnischer Ungleichheit (EiKU)
Projekttitel
Elterninitiativen im Kontext sozialer und ethnischer Ungleichheit (EiKU)
Kooperationsprojekt
Prof. Dr. Nina Hogrebe (Universität Dortmund) und
Prof. Dr. Johanna Mierendorff (MLU Halle-Wittenberg)
Kurzdarstellung
Projektlaufzeit: 1.1.2023 – 31.03.2024
Projektleitung: Prof. Dr. Johanna Mierendorff und Prof. Dr. Nina Hogrebe
Wissenschaftliche Mitarbeiterin: Marie-Christin Linde, M.A.
Finanzierung
Eigenmittel MLU und Universität Dortmund
Kurzbeschreibung der Forschungsinhalte
Erste Forschungserkenntnisse verweisen darauf, dass Elterninitiativen signifikant niedrige Anteile an sozial und ethnisch benachteiligten Kindern aufweisen als die Einrichtungen anderer freier und öffentlicher Träger (vgl. Hogrebe et al., im Druck; Hogrebe 2016). Wenngleich sich von Eltern getragene Einrichtungen durchaus mit dem Thema Inklusion auseinandersetzen, scheinen hier Spezifika der Trägerform (z.B. stärkere Notwendigkeit des Elternengagements, Zusammenschluss von Gleichgesinnten) eine größere Rolle zu spielen und potentiell segregationsrelevant zu sein (vgl. Baader et al. 2021). Allerdings ist der Forschungsstand zur segregationsrelevanten Rolle von Elterninitiativen sowie möglichen Ursachen bislang noch rudimentär. Die wenigen Studien, die es gibt, sind entweder lokal/regional begrenzt oder basieren auf vergleichsweise geringen Fallzahlen. Vor diesem Hintergrund stellt sich die Frage, ob und, wenn ja, warum Elterninitiativen durchgängig anders agieren als andere Träger und welche Konsequenzen dieses ‚Anderssein‘ zum einen für die Kita-Landschaft und zum anderen für Prozesse der Herstellung sozialer Ungleichheit hat. Da neuere Forschungserkenntnisse zudem auf die Bedeutung lokaler Kontexte verweisen (vgl. Menzel & Scholz 2022; Hogrebe, Pomykaj & Schulder 2021; Hogrebe et al., im Druck) stellt sich daran anknüpfend die Frage, ob Elterninitiativen in unterschiedlichen lokalen Räumen unterschiedlich positioniert sind und welche Konsequenzen lokale Bedingungen für die Zusammensetzung der sowie das Selbstverständnis von Einrichtungen haben.
Im Rahmen einer aus Eigenmitteln der HAW Hamburg und der MLU Halle-Wittenberg finanzierten Vorstudie, die der Felderschließung dient, wird ein quantitativ-qualitatives Forschungsprojekt entwickelt, das sich aus ungleichheitstheoretischer Perspektive mit Prozessen von Ein- und Ausschlüssen in Elterninitiativkindertagestätten beschäftigt und der Bedeutung dieser für Prozesse der Entstehung sozialer Ungleichheit nachgeht. Hierfür nähern wir uns dem Feld zunächst über die Analyse der rechtlichen, politischen, administrativen und gesellschaftlichen Kontexte von Elterninitiativen an (Dokumente wie Gründungsleitfäden, Homepages, Stellungnahmen, Betriebserlaubnisse, Landeskitagesetze etc.), um die organisationalen Bedingungen dieser Einrichtungsform fassen zu können. Darüber hinaus werden Interviews mit Vertreter_innen der Bundesarbeitsgemeinschaft Elterninitiativen (BAGE e.V.) sowie ausgewählter regionaler Dachverbände geführt, um die Organisationsstruktur von Elterninitiativen sowie deren Positionierungen zum Thema soziale Ungleichheit zu erschließen. Es geht dabei sowohl um die historische Entwicklung und die aktuellen Strukturen der Elterninitiativen als auch um die Rolle, die die BAGE sowie regionale Dachverbände dabei spiel(t)en. Die Auswahl der Erhebungsregionen erfolgt entlang folgender Kriterien: Bedeutung von Elterninitiativen in der Einrichtungslandschaft, geschichtlicher Hintergrund der Entstehung und Entwicklung sowie eine segregationsrelevante räumliche Verdichtung.
Das Ziel dieser Vorstudie ist eine umfassende Kontextanalyse von Elterninitiativen in Deutschland und ein empirisch untermauerte Überblick über die aktuelle Einrichtungslandschaft, um darauf aufbauend dem oben ausgeführten Erkenntnisinteresse in einem drittmittelfinanzierten Verbundprojekt nachgehen zu können.