Martin Luther University Halle-Wittenberg

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Research

Laufende Forschungsprojekte


Organisiertes Engagement Jugendlicher als Experimentier- und Konstitutionsraum gesellschaftlicher Ordnungsvorstellungen

Wandel im individuellen Engagement sowie neue und innovative Organisations(re)formen

Mitarbeitende


Prof. Dr. Karsten Speck (Projektleitung)

Hannah Prömper (wissenschaftliche Mitarbeiterin)

Keanu Kawald (studentische Hilfskraft)

Carl von Ossietzky Universität Oldenburg


Dr. Holger Backhaus-Maul (Projektleitung)

Dr. Enrica Audano (wissenschaftliche Mitarbeiterin)

Fenja Aey (studentische Hilfskraft)

Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg

Forschungsinstitut Gesellschaftlicher Zusammenhalt (FGZ)


Kooperationspartner*innen:

Bundesarbeitsgemeinschaft der Freiwilligenagenturen e. V. (Berlin)

Stiftung Aktive Bürgerschaft (Berlin)

Fördermittelgeber:in:

Deutsche Stiftung für Engagement und Ehrenamt (DSEE)

Laufzeit:

01.01.2025 – 31.12.2026

Kurzfassung:

In demokratischen Gesellschaften ist Engagement, so die Fachdebatte, hoch bedeutsam, erzeugt und erneuert fortlaufend deren sozialmoralische Grundlagen, sichert die politische Legitimation des demokratischen Institutionensystems und trägt zur gesellschaftlichen Integration und zum Zusammenhalt bei (Backhaus-Maul 2024).

Engagement ist ein integraler Bestandteil sozialen Wandels, sei es als dessen „Treiber“, Gegenstand oder Ergebnis. Es wird nach wie vor zumeist dauerhaft und verbindlich in relativ formalisierten Kontexten erbracht; gleichzeitig zeichnet sich seit Jahrzehnten ein stärker werdender Trend in Richtung Individualisierung, Spontanität, Kurzfristigkeit und Selbstorganisation im Engagement (Speck et al. 2024, Simonson et al. 2022).

Wie alles Gesellschaftliche ist Engagement aber nicht nur positiv zu bewerten, sondern zeigt sich als ambivalent. Es kann milieuübergreifend integrativ wirken („bridging“), es kann aber auch die soziale Schließung in Gruppen, Schichten und Klassen verstärken („bonding“) und möglichweise Spannungen und Polarisierungen in einer Gesellschaft vorantreiben (Putnam 2000).

Angesichts von politischen, ökonomischen und ökologischen Krisen sowie entsprechenden Transformationsprozessen gerät das organisierte Engagement in seinen vielfältigen Formen unter Veränderungsdruck.

Das praxis- und transferorientierte Forschungsprojekt geht der Frage nach, wie sich der Wandel im individuellen Engagement auf Prozesse und Strukturen der Organisation des Engagements unter grundlegend veränderten gesellschaftlichen Rahmenbedingungen auswirkt (grundlegend Kühl 2020).

Konkret wird untersucht

1. wie sich der Wandel im individuellen Engagement auf unterschiedliche Organisation(en) des Engagements auswirkt, dabei wird unterschieden zwischen

  • traditionsreichen etablierten und neuentstandenen sowie
  • formalisierten und gering formalisierten Formen des Engagements

2. über welche Vorstellungen, Konzepte und Strategien Praxisexpert*innen zur Bewältigung des Wandels, insbesondere zur Gewinnung und Bindung von Engagierten verfügen, unter Berücksichtigung der

  • Herausbildung von neuen Milieus, Alters- und Personengruppen sowie
  • veränderten politischen, ökonomischen und  ökologischen Bedingungen

3. welche neuen u. innovativen Organisations(re)formen im Engagement entwickelt werden,

insbesondere

  • zur Herausbildung neuartiger selbstorganisierter Handlungsprozesse
  • zum prozessualen und strukturellen Umgang von bestehenden und traditionsreichen Organisationen mit diesem Wandel.

Das Forschungsprojekt soll die Spannbreite des Engagements von informellen bis hin zu hierarchisch-verbandlichen Organisationsformen (Kühl 2020) sowie die unterschiedlichen Altersgruppen und Milieus Engagierter in noch auszuwählenden Handlungsfeldern des organisierten Engagements, wie Bildung, Freizeit, Kultur, politische Interessenvertretung sowie Unfall, Rettung und Freiwillige Feuerwehr.

Die Datenerhebung erfolgt mittels einer quantitativen Online-Befragung sowie leitfadenbasierter qualitativer Expert:inneninterviews und Gruppendiskussionen. Anhand der Kriterien „ländlich- geprägt“ und „wirtschaftlich relativ strukturschwach“ werden je eine Untersuchungsregion in West- und in Ostdeutschland ausgewählt. Die Erhebung und die Auswertung der empirischen Befunde sowie die sich daraus möglicherweise ergebenen Handlungsfolgen werden mit den Praxispartner:innen (Bundesarbeitsgemeinschaft der Freiwilligenagenturen, Stiftung Aktive Bürgerschaft) intensiv und ergebnisorientiert diskutiert.

Literatur:

Backhaus-Maul, H. (2024): Engagement – eine überraschend wenig erforschte Handlungspraxis gesellschaftlichen Zusammenhalts, in: Blog des Forschungsinstituts Gesellschaftlicher Zusammenhalt (FGZ) vom 16. Januar 2024; online verfügbar unter: https://fgzrisc.hypotheses.org/4553.    

Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz (2024): Koordinierungsrahmen der Gemeinschaftsaufgabe „Verbesserung der regionalen Wirtschaftsstruktur“ ab 1. Januar 2024, online verfügbar unter: https://www.bmwk.de/Redaktion/DE/Downloads/J-L/koordinierungsrahmen-gemeinschaftsaufgabe-verbesserung-regionale-wirtschaftsstruktur.pdf?__blob=publicationFile&v=5   

Höferl, K./Jelinek B. (2007): Vom Konstrukt zur Empirie: Beobachtungen zur „Strukturstärke bzw. Strukturschwäche“ österreichischer Gemeinden. In M. Schrenk , V. Popovich, & J. Benedikt (Hrsg.), Proceedings of the REAL CORP 2007 (S. 781-790)

Koschatzky, K./ Kroll, H. (2019): Innovationsbasierter regionaler Strukturwandel – Strukturschwache Regionen in Deutschland. Fraunhofer ISI Arbeitspapiere Unternehmen und Region Nr. R1/2019, Karlsruhe 2019, online verfügbar unter: https://www.isi.fraunhofer.de/content/dam/isi/dokumente/ccp/unternehmen-region/2019/ap_r1_2019.pdf   

Kühl, Stefan (2020): Organisationen. Eine sehr kurze Einführung, 2. Auflage, Wiesbaden: Springer VS.

Putnam, R. (2000): Bowling Alone. The Collapse and Revival of American Community, New York et al.: Simon & Schuster.

Simonson, J./Kelle, N./Kausmann, C./Tesch-Römer, C. (Hrsg.) 2022: Freiwilliges Engagement in Deutschland. Der Deutsche Freiwilligensurvey 2019, Wiesbaden: Springer VS.

Speck, K./Backhaus-Maul, H./Kemnitzer, T./Sattler, C./Stauvermann, L. (2024): Freiwilligenagenturen in Deutschland. Ausgewählte empirische Befunde der quantitativen Langzeituntersuchung, in: J. Fischer/C. Gille/B. Haas/V. Schachler/G. Scharnberg/J. Schlicht (Hrsg.), Wandel durch und im

Engagement? Voluntaris Sonderband, Baden-Baden: Nomos, S.137-151.

Lernen im bürgerschaftlichen Engagement. Evaluation von Service ­Learning-Aktivitäten und -Programmen im deutschen Bildungssystem

Mitarbeitende


Abgeschlossene Forschungsprojekte


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